19. IMPRONALE 2022

Bewegte Welten“ hatte die 19. Impronale versprochen – und abgeliefert. Das Improvisationstheaterfestival beschritt im neunzehnten Austragungsjahr gänzlich neue Wege und war so in vielerlei Hinsicht ein Festival der Premieren. Neben den gewohnten Veranstaltungen in Halle gab es noch zwei zusätzliche Halte in Sachsen-Anhalt: in Zeitz und in Bitterfeld-Wolfen.

Den begehrten Publikumspreis Improkal nahm das Ensemble Us boys who go out together mit nach Hause. Mit ihrer Show „The Bohemian Tragedy“ hatte die Gruppe aus Prag die Herzen des Publikums im Sturm erobert.

Die Prämisse des Formats „The Bohemian Tragedy“ ist so simpel wie genial: Es gibt keine Strukturen oder Regeln, an die sich die Schauspieler halten müssen. Ob klassisches oder physisches Theater, Tanz oder Zirkusartistik – jeder der vier Schauspieler hat einen anderen Background, lässt sich aber von diesem weder definieren noch eingrenzen. Und so frei begann die Aufführung auch: mit einer wilden Tanzszene zu live gespielter Folklore-Musik. Eine Stunde lang stürzten sich die Schauspieler von einer aberwitzigen Szene in die nächste, reihten Momente aneinander und verknüpften sie durch akrobatische Einlagen. Es war wild, es war laut, es war viel Bewegung auf der Bühne – und am Ende hielten sie den Improkal verdient in ihren Händen.

Die halleschen Aufführungen boten die ein oder andere Überraschung: Nach der feierlichen Eröffnung und Ansprache durch Schirmherrin Dr. Judith Marquardt blieb sie am Freitagabend quasi direkt auf der Bühne – und wirkte beim Format „In bester Gesellschaft“ der Gruppe „Schwestern in der Überzahl“ mit. Kurzfristige personelle krankheitsbedingte Ausfälle in beiden Ensembles „Die Serienjunkies“ und „Mary Shelley‘s Mothers“ wussten die Organisator:innen geschickt zu verwandeln. In bester Improvisationsmanier wurde das Programm kurzerhand geändert, ja sogar gänzlich neue Formate eigens für die Impronale entwickelt. Statt der geplanten Show der Serienjunkies „Unheimlich“ am Freitagabend stand Serienjunkie-Mitglied Jacob Banigan spontan mit seiner Soloshow „Game of Death“ auf der Bühne. Damit das Format auch so ohne jegliche Vorbereitung funktioniert, bewegten er und sein Team (Johanna Herzegger und Claudia Holzer) sprichwörtliche Berge: Fehlende Spielkarten werden einfach händisch hergestellt, ein komplett neues Musikarrangement inszeniert.
Und statt „4play“ von „Mary Shelley’s Mothers“ ersann die Würzburger Schauspielerin Lena Försch kurzfristig ein neues Format: Passion Strings. Die passenden Schauspieler:innen waren schnell gefunden, gastierten doch dieser Tage die Crème de la Crème des Improvisationstheaters in Halle. Keine zehn Stunden, nachdem „4play“ abgesagt werden musste, standen Václav Wortner (Tschechien), Maja Dekleva Lapajne (Slowenien), Nadine Antler (Hausen), Jacob Banigan (Österreich) und Yann Berriet (Frankreich) gemeinsam als Rockband „Passion Strings“ auf der Bühne und begeisterten das Publikum mit warmen, lustigen und liebevollen Szenen.

Mit der Show „Labor“ schloss die 19. Impronale in Halle. Fünf Künstler:innen hatten sich in einem fünftägigen Labor die Frage gestellt „Was mich treibt?“ und waren dabei auch in Zeitz und Bitterfeld-Wolfen auf Spurensuche gegangen.